Die ORF/FORESIGHT/ISA Wahlbefragung beruht auf telefonischen und Online-Interviews unter 2.494 Wahlberechtigten, die zwischen 17. und 26. April durchgeführt wurden (mehr zur Methodik).

• Präsentationsfolien zum Download (PDF)

Mehrheit findet Wien „sehr lebenswert“

Wie die Wahlbefragung zeigt, beurteilt eine Mehrheit die Lebensqualität in Wien positiv:

• 57 Prozent empfinden Wien als eine sehr lebenswerte Stadt.
• Demgegenüber stehen 37 Prozent, die meinen, dass Wien an Lebensqualität verloren hat.
  (Die übrigen Befragten sind unentschieden beziehungsweise wollen dazu keine Angabe machen.)

Demnach sind heute weniger Menschen zufrieden als im Vorfeld der letzten Gemeinderatswahl 2020. Damals waren – trotz der anhaltenden COVID-19-Pandemie – drei Viertel mit der Lebenssituation sehr zufrieden; knapp ein Viertel war unzufrieden.

Bilanz der Stadtregierung spaltet Meinungen

• Die Hälfte der Befragten sind mit der Stadtregierung aus SPÖ und NEOS zufrieden: Zehn Prozent geben an, dass sie sehr zufrieden sind und 40 Prozent sind eher zufrieden.
• Demgegenüber stehen die Unzufriedenen: 26 Prozent sind wenig und 18 Prozent sind gar nicht zufrieden.

Diese Bilanz ist geringfügig schlechter als jene der SPÖ-Alleinregierung im Burgenland vor der Wahl im Jänner 2025 und messbar besser als jene der ÖVP-GRÜNEN-Bundesregierung im September 2024.

Asyl und Zuwanderung beschäftigt die Menschen am öftesten

Auf die Frage, über welche Themen man im Wahlkampf am häufigsten diskutiert hat, nannten 45 Prozent spontan Begriffe rund um das Thema Asyl und Zuwanderung. Dahinter folgten die Themen Teuerung und Inflation (33 Prozent) sowie Bildung (23 Prozent).
Umwelt- und Klimaschutz wurde diesmal nur von 15 Prozent der Befragten genannt.

Negative Gefühle überwiegen beim Finanzhaushalt und dem gesellschaftlichen Zusammenleben

Die meisten Menschen blicken sorgenvoll auf die Politik und die Budgetsituation in Wien:

• 45 Prozent sorgen sich, wenn es um die Fähigkeit der Politik geht, den Finanzhaushalt zu stabilisieren. 17 Prozent äußern Ärger, 27 Prozent sind zuversichtlich.
• Etwas positiver blicken die Menschen auf die Fähigkeiten der Politik, das Zusammenleben in Wien zu gestalten: 39 Prozent sind besorgt, 16 Prozent verärgert – und 34 Prozent zuversichtlich.

Wahlmotive

SPÖ: Zufriedenheit und Zuversicht

Die Wähler:innen der Bürgermeisterpartei sind mit großer Mehrheit mit der Lebensqualität in Wien und der Arbeit der Stadtregierung zufrieden. Bei den Themen Stadtfinanzen und Zusammenleben überwiegt die Zuversicht vor der Sorge, Ärger spielt kaum eine Rolle. 

Inhaltlich diskutierten sie im Wahlkampf am häufigsten über die Teuerung, Asyl und Zuwanderung sowie das Bildungsthema. Als weitere „sehr wichtige“ Wahlmotive nannte ein Drittel die Bewertung der Stadtregierung und je rund drei von zehn den Spitzenkandidaten sowie ein Signal an die Bundespolitik. 

FPÖ mobilisiert Unzufriedene

Rund drei Viertel der FPÖ-Wähler:innen beurteilen die Lebensqualität in Wien negativ; sechs von zehn sind mit der Stadtregierung „gar nicht zufrieden“; fast vier von zehn empfinden Ärger beim Thema Stadtfinanzen. 

Fast drei Viertel nannten auf die Frage nach wichtigen Themen im Wahlkampf Asyl und Zuwanderung. Dahinter folgen mit deutlichem Abstand die Themen Teuerung (39%) sowie Kriminalität und Sicherheit (34%). 
Weitere wichtige Wahlmotive waren, ein Signal an die Bundespolitik zu senden, sowie die negative Bewertung der Stadtregierung.

Grüne punkten mit Umwelt- / Klimaschutz sowie Verkehrsthemen

Grün-Wähler:innen beurteilen die Lebensqualität in Wien besonders positiv und sind – obwohl ihre Partei in Opposition war – zu drei Viertel mit der Arbeit der Stadtregierung zufrieden. Was das Thema Zusammenleben betrifft, sind sie von allen Parteiwähler:innen die zuversichtlichste Gruppe.

Im Wahlkampf haben sie am häufigsten über Umwelt- und Klimaschutz diskutiert, gefolgt von Verkehr und Infrastruktur sowie Asyl und Zuwanderung. Neben diesen Inhalten spielten andere Wahlmotive eine untergeordnete Rolle.

ÖVP zwischen Kritik an Stadtregierung und Zufriedenheit mit Leben in Wien

ÖVP-Wähler:innen sind so wie jene der FPÖ mit der Arbeit der Stadtregierung unzufrieden, allerdings blicken sie (anders als diese) mehrheitlich positiv auf die Lebensqualität in Wien.

Inhaltlich haben sie am häufigsten über Asyl und Zuwanderung diskutiert, gefolgt von der Teuerung sowie Bildungsthemen. Für rund drei von zehn war es ein wichtiges Wahlmotiv, ein Signal an die Bundespolitik zu senden.

NEOS: Positives Zeugnis für Stadtregierung

Rund acht von zehn NEOS-Wähler:innen sind mit der Arbeit der Stadtregierung zufrieden, wobei sechs von zehn der Finanzhaushalt Sorgen bereitet.

Im Wahlkampf diskutierten sie etwas häufiger über Bildung als über Asyl und Zuwanderung. Als drittes Top-Thema folgt mit einigem Abstand die Teuerung. Neben diesen Inhalten spielten andere Wahlmotive eine untergeordnete Rolle. 

Für andere Parteien ist aufgrund der geringen Stichprobengröße keine separate Auswertung möglich.

Koalitionswünsche

In der Wahlbefragung wurde auch danach gefragt, welche Parteien in der nächsten Regierung vertreten sein sollen. 

• Die beliebtesten Regierungsparteien sind demnach die SPÖ und die NEOS: 73 Prozent aller Wählerinnen und Wähler möchten die SPÖ in der nächsten Stadtregierung sehen und 42 Prozent wünschen sich die NEOS als Koalitionspartner.
• Unter den SPÖ-Wählerinnen und -Wähler bevorzugen 55 Prozent die NEOS als Partner, 39 Prozent die Grünen.

Wahlverhalten nach Bevölkerungsgruppen

Unterschiede nach Geschlecht und Alter

Männer und Frauen weisen insgesamt ein ähnliches Wahlverhalten auf. Den größten Unterschied gibt es diesbezüglich bei den Grünen, die häufiger von Frauen gewählt wurden. 

Unterschiede nach Alter sind bei der ÖVP am ausgeprägtesten: Sie erzielte unter Ab-60-Jährigen mit 16 Prozent ein mehr als doppelt so gutes Ergebnis wie unter den Jüngeren. 

Wahlverhalten nach formaler Bildung 

Der Unterschied im Wahlverhalten nach formaler Bildung ist insbesondere bei FPÖ und Grünen hoch:

• Menschen ohne Matura wählen verstärkt die FPÖ.
• Menschen mit Matura oder einem formal höheren Bildungsabschluss wählten häufiger die Grünen (21 Prozent in dieser Gruppe) oder die NEOS (13 Prozent). 

Keine messbaren Unterschiede hinsichtlich der formalen Bildung gibt es in der Wählerschaft von SPÖ und ÖVP.

Wahlverhalten nach Migrationshintergrund

Die SPÖ ist vergleichsweise stark bei Menschen mit Migrationshintergrund. Bei den anderen Parteien gibt es diesbezüglich geringere Unterschiede.